Dienstag, 20. Juni 2017

Durch die Herzigowina nach Mostar

Da fährt man nun den lieben langen Tag mit dem Motorrad durch die Gegend, lässt die Landschaft auf einen wirken, die Gedanken schweifen und sieht dann immer wieder Minenschilder am Strassenrand. Schon gestern direkt nach der Bosnischen Grenze, aber auch heute beim Durchqueren des Sutjeska Nationalparks (die kleine Ausgabe der Tara-Schlucht).
Kleine Pause beim "Schottern"
Karstquelle Vrelo Bune bei Blagaj
 Der Krieg ist seit über 20 Jahren vorrüber und trotzdem beginnt für viele das Minenfeld direkt hinter dem Hausgarten. Dies wird uns auch bewusst, als wir heute nach einer relativ kurzen Etappe bereits gegen 15:00 Uhr in Mostar eintreffen. Trotz UNESCO-Welterbe und entsprechendem Tourismus und "Geldfluss" gibt es noch viele Ruinen mit Einschusslöchern in und um Mostar.
Ehemaliges Einkaufszentrum mitten in Mostar - kein Geld um es wieder aufzubauen. Die Firma ist seit dem Krieg bankrott

Unsere heutigen Gastgeber Džan und Emina haben uns sehr herzlich bei Kaffee und Kuchen in ihrem Kleinod Villa Aurelia aufgenommen. Da Emina im Jugoslawienkrieg als Kind flüchten musste und in Deutschland gelebt hat spricht sie perfekt und akzentfrei deutsch. Nach dem Krieg kehrte sie wieder nach Bosnien zurück um dann nochmals einige Jahre später zum Studieren nach Mannheim zu gehen (Informatik und Germanistik). Nun betreibt sie mit ihrem Mann das Gästehaus, da sie von einem Fulltimejob als Chefsekretärin nicht leben kann und die Arbeitssituation allgemein schwierig ist. Es ist immens spannend, von jemand mit "deutschem Hintergrund" den Alltag in Bosnien geschildert zu bekommen. 
Mostar war während des Krieges heiß umkämpft, auf der westlichen Seite des Flusses Neretva ist die Bevölkerung überwiegend kroatisch und auf der östlichen Seite hauptsächlich bosniakisch. Oder anders gesagt, auf der einen Seite christlich und auf der anderen moslemisch. Die Alte Brücke (Stari Most), das Wahrzeichen Mostars, wurde bereits im Jahr 1566 als erste Brücke über den Fluss gebaut. Am 09. Nov. 1993 (was alles an meinem Geburtstag passiert ist, ist schon traurig...) wurde sie durch stundenlangen kroatischen Beschuss zerstört um die Teilung der Stadt "sichtbar" zu machen.
Ich will jetzt nicht zu sehr ins Geschichtliche abschweifen - wenn man jedoch den Balkan bereist, sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass hier der jüngste Krieg in Europa gerade mal gute 20 Jahre zu Ende ist und noch lange nicht alle Wunden und Narben verheilt sind.
Christlicher Friedhof in Mostar (Westseite)
Moslemischer Friedhof (Ostseite)
 Mostar ist eine wunderschöne Stadt und daher werden wir nun gegen Abend, wenn die Mittagshitze mit über 35 Grad und die Tagestouristen verschwunden sind, noch einen Stadtbummel machen und den Basar erkunden.
2004 neu gebaute "Stari Most"