Sonntag, 18. Juni 2017

Valbona-Tal und der Kosovo

Heute Morgen wurden wir von unserer Gastfamilie noch mit einem Frühstück beglückt, dann ging es los Richtung Valbona-Tal. Dieses ist ein Nachbartal zum Theth-Tal, wo wir letzte Woche bereits waren. Beide Täler sind die touristischen Hauptziele in den albanischen Alpen. Im Gegensatz zu Theth wurde die Straße durch das Valbona-Tal (eine Sackgasse) vor 2 Jahren geteert und seit dem tummeln sich hier die Touristen. Wir fahren sehr gemütlich das Tal entlang und lassen die Landschaft auf uns wirken bzw. halten immer wieder an um Bilder zu machen. Die Natur lässt sich sicherlich bei einer Wanderung noch besser erleben (es gibt hier reichlich Wanderwege, z.B. nach Theth), aber wir schaffen es auch so die Zeit im Valbona-Tal zu verschlampern.
Der Valboni-Fluss, wie aus dem Bilderbuch

Wir haben uns mit den Albanischen LEK etwas vertan, die letzten Tage haben wir immer sehr günstig gegessen und genächtigt, und versuchen jetzt noch vor der Grenze diese wieder in Euro zu tauschen. Wir fragen in der Post nach einer Möglichkeit das Geld zu wechseln und werden auf die Straße verwiesen, wo es "Männer mit dicken Geldbündeln in der Hand" geben soll. Tatsächlich finden wir einen dieser Männer, der eine ganze Tasche voll Geld mit sich rum trägt und uns die übrigen 6000 LEK zum aktuellen Kurs wechselt. Man kommt sich bei so Geldgeschäften auf der Straße irgendwie komisch vor, aber das scheint hier normal zu sein, da das Ganze unter den Augen von zwei Polizisten geschieht.
Dann kommen wir an die Grenze in den Kosovo. Der Zöllner an der albanischen Ausreise will gar nichts von uns wissen und winkt uns einfach durch. An der kosovarischen Grenze müssen wir für die Motorräder erstmal eine Versicherung abschließen. Diese kostet pro Maschine 10 €, dafür gibt's einen offiziellen Zettel mit Siegel und Unterschrift.
Der Kosovo hat, ebenso wie Montenegro, den Euro als Währung. Vor der Einführung des Euros war die Deutsche Mark, seit der rasanten Abwertung des Jugoslawischen Dinar, die inoffizielle Währung. Als der Euro eingeführt wurde, begann der Kosovo ebenfalls diesen einseitig als Währung einzuführen. 
Unser erster Eindruck vom Kosovo ist sehr positiv. Die Häuser sind größer und schicker als in Albanien und alles wirkt europäischer. Was aber auch auffällt sind die hohen Mauern und Zäune um die Häuser.
Immer schön auf dem Gehweg in kurzer Distanz parken - hier geht das noch.
Das bereits in Deutschland recherchierte Mittagessen-Restaurant hat leider geschlossen und so suchen wir nach Alternativen. Entweder liegt es am Wochentag oder der Ramadan wird hier etwas strenger gehandhabt, aber alle Restaurants die uns zusagen haben geschlossen. Am Ende landen wir in einer Döner-Stube, wobei man sich über das Essen nicht beklagen kann: Frisches Fladenbrot, Salate und Gegrilltes für Rainer. Dazu gibt es Ayran ... mhhhh lecker :)
Noch schnell für 1,02 €/l getankt und dann hoch auf den Berg und weiter zur Grenze nach Montenegro. Je höher wir fahren, um so dunkler werden die Wolken und es wird immer kälter. An der kosovarischen Ausreise auf 1800 m  fängt es dann an zu regnen und wir haben nur noch 4 Grad im Nebel. 

Ohne Handschuhe und die Papiere nur oberflächlich verpackt wollen wir zur Einreise Montenegro fahren, "die kommt ja gleich"... aber kilometerlang nichts. Ich bin mir fast schon sicher, dass es gar keine Grenze mehr gibt. Wir halten und ziehen endlich die Regenkleidung inkl Gummihandschuhe an und verstauen unsere Papiere. Nach 7 km kommt dann doch noch ein Grenzhäuschen. Also die Handschuhe wieder aus und die Papiere nochmals rausgekramt. Dann geht es den Berg wieder runter und es wird zum Glück im Tal auch wieder etwas wärmer  (10 Grad). 
Unsere heutigen Gastgeber haben uns ein traditionelles Restaurant empfohlen, dass wir gleich besuchen werden. Martin und Wolfgang haben hier vor 3 Nächten ebenfalls geschlafen. Wir sollen liebe Grüße sagen ;)
Das Fazit zu Albanien ist sehr positiv: Letztes Jahr waren wir ja in Rumänien und hatten uns dies schon sehr wild vorgestellt. Jetzt in Albanien als nicht EU-Land, mit seiner schwierigen Vergangenheit, erwartet man eigentlich noch viel weniger. Die Wirklichkeit sieht jedoch ganz anders aus.
Hier kann man wunderbaren Urlaub machen. Die Menschen sind gastfreundlich, herzlich und man fühlt sich einfach willkommen. Die Landschaft ist ein Traum, auch wenn es immer wieder unschöne Stellen mit Müll gibt. In vielen Orten fand die Aktion "unser Dorf soll schöner werden" bereits statt. Für wenig Geld bekommt man eine ordentliche Unterkunft und ehrliches Essen. Sprachlich hatten wir mit Englisch gar keine Probleme und in vielen Gegenden ist man auf Touristen eingestellt. So gibt es z.B. gerade im Theth- und Valbona-Tal Fahrdienste von Ort zu Ort für die Wanderer. Der Tourismus wird hier die nächsten Jahre sicherlich stark zunehmen und auch negative Dinge mit sich bringen. Aber Albanien wird wohl nie ein Land für den Massentourist sein, sonder eher was für Individualurlauber und Naturliebhaber. Ich bin froh, dass wir jetzt hier waren und noch etwas von dem ursprünglichen Albanien mitbekommen haben, quasi ein bisschen hinter die Kulissen blicken konnten. Wir werden auf jeden Fall wieder kommen! 
Die Rindviecher sind überall tiefenentspannt... auch in Albanien